Artikel aus dem Hamburger Abendblatt | Von Thomas Pöhlsen
13.057,50 Euro für die Stiftung Mammazentrum Hamburg – An Brustkrebs erkrankte Frauen bekommen Hilfe
Marianne Halvorsen fällt ihrem Mann Halvor um den Hals und herzt ihn ohne Unterlass. „Das ist ganz, ganz toll“, freut sich die Wedelerin. Kurz zuvor ist Wolfgang Prozies, Geschäftsführer des Golfclubs Gut Haseldorf (GCGH), mit einem überdimensionalen Scheck ins Festzelt gekommen – allerdings ohne die Vorderseite zu zeigen. Dann kann er verkünden, dass 13.057,50 Euro bei einem Wohltätigkeits-Golfturnier zusammengekommen sind. Das Geld geht an die Stiftung Mammazentrum, die die Behandlung an Brustkrebs erkrankter Frauen im Jerusalem Krankenhaus in Hamburg-Eimsbüttel unterstützt.
„Vor zweieinhalb Jahren war ich nicht so gut drauf, und meine Frau schon gar nicht“, berichtet Halvor Halvorsen den mehr als 100 Gästen. Damals war bei einer Routineuntersuchung bei seiner Frau Brustkrebs diagnostiziert worden. Sie entschied sich für das Jerusalem Krankenhaus, das größte Behandlungszentrum für Brustkrebs in Deutschland. Chemotherapie, Bestrahlung, Operationen – Marianne Halvorsen erlebte das volle Programm einer Krebsbehandlung. Dreimal musste sie operiert werden, weil es Komplikationen gab.
Voll des Lobes sind die Beiden, wenn sie über die dortige Behandlung berichten. „Der Mensch hat da einen Namen und ist keine Nummer“, ergänzt seine Frau. Etwa setzt sich nachts eine Schwester ans Bett und hört einfach nur zu, wenn alles zu viel wird. Nach ihrer Genesung entschloss sich das Paar, in der Stiftung ehrenamtlich mitzuarbeiten. Das war ihnen irgendwann aber nicht genug. Sie wollten etwas wirklich Großes auf die Beine stellen.
Da sie Mitglieder im Golfclub mit Sitz am Heister Feld in Haselau sind, reifte der Gedanke eines Wohltätigkeitsturniers. Wolfgang Prozies sowie der Präsident, Udo Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden, sagten ihre nterstützung zu. Viele Freunde, Golfpartner und frühere Geschäftspartner konnte der Banker im Ruhestand für das Projekt ebenfalls gewinnen. Sie sagten entweder als Teilnehmer des Turniers zu, unterstützen über ihr Startgeld das Projekt oder stifteten Preise für die Siegerehrung und eine Tombola. So konnten unter anderem mehrere Hotelgutscheine ausgelobt werden. Oder sie unterstützten das Vorhaben ganz einfach mit einer Spende.
90 Golfer gingen auf dem 18-Loch-Platz an den Start. Gespielt wurde Einzel nach der Stableford-Zählweise. Verpflegungsstationen unterwegs sorgten für gute Laune. An Ehrgeiz ließen es die Golfer nicht mangeln. Die Siegerehrung war mit einem Essen kombiniert. Das Menü hatte Marianne Halvorsen ausgesucht. „Mediterrane Ernährung ist ideal“, erklärt sie. Es gab gedünstetes Gemüse, Fisch und Maispoularde. Koch Franc Schiefelbein wies so nach, dass gesunde Ernährung lecker ist.
„Eine Wahnsinnsaktion“, freut sich Professor Dr. Felix Hilpert vom Jerusalem Krankenhaus in Hamburg, der zu der Verkündung des Erlöses nach Haselau gekommen ist. Er hatte Marianne Halvorsen erfolgreich operiert. „So etwas wie diese Aktion hat es bei uns noch nie gegeben“, ergänzt Angelika Grau von der Stiftung des Mammazentrums.
Jedes Jahr erkrankten in Deutschland 70.000 Frauen neu an Brustkrebs, 17.000 würden sterben, rechnet der Mediziner vor. „Wir sind gut, und wir werden immer besser“, so Hilpert. Doch viele sinnvolle ergänzende Therapieangebote, etwa Sport für Krebspatienten, werden nicht durch den Leistungskatalog der Krankenkassen abgedeckt. „Sport leistet einen ebenso großen Anteil an der Genesung, wie unsere Medikamente es tun“, hebt der Krebsexperte hervor.
Zu diesen sinnvollen ergänzenden Angeboten, die nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden, gehören die Kühlkappen. Als Auswirkung der Chemotherapie fallen den Patientinnen die Haare aus. Die Erkrankung wird von außen sichtbar, die ohnehin große psychischen Belastungen werden noch einmal verstärkt. Durch das Aufsetzen der Kühlkappen kann der Haarausfall vermieden oder doch zumindest zu einem großen Teil reduziert werden. Die jährlichen Betriebskosten von 12.000 Euro – das Jerusalem Krankenhaus verfügt über den größten Bestand an Kühlkappen in Deutschland – wird über die Stiftung gedeckt.
Marianne und Halvor Halvorsen hatten am Beginn der Aktion festgelegt, dass der Erlös zur Nutzung der so sinnvollen Kappen benutzt wird. Der Betrieb ist durch das Wohltätigkeitsgolfen also für mehr als ein Jahr gesichert.